20 Dez 2020…Ruhe in Frieden
Dieses Jahr ist irgendwie relativ gut gestartet. Ich erinner mich noch wie wir im Januar Witze gemacht haben über Virus, Pandemie und den ganzen Kram. Immer in Vorfreude auf das, was mich da im Februar erwarten würde.
Über Matze war ich für End Hits Records zwei Wochen auf Tour. Quer durch Deutschland, nach Österreich und in die Schweiz. Im Nightliner. Mit vielen geilen Leuten, die in den zwei Wochen meine Freunde werden sollten.
Und direkt als man wieder Zuhause war ging es dann auch schon los. Pandemie, Leute sterben reihenweise wegen diesem beschissenen Virus und allen wird schnell klar, das geht in die Hose.
Der folgende erste Lockdown hat viele Leute aus meiner Blase getroffen wie ein Hammer. Gerade habe ich vor allem auch die ganzen Leute hinter den Kulissen kennengelernt und genau die kämpfen mittlerweile seit vielen Monaten um die nächste Miete und das Überleben. Hört sich dramatisch an? Ist es auch!
Für mich persönlich waren die ersten Wochen im Lockdown eigentlich in Ordnung. Ich habe mir viele Dinge vorgenommen, für die man sonst nie Zeit hat. Aber ziemlich schnell war man irgendwie lethargisch. Man hat den halben Tag auf dem Sofa gesessen und war am Ende erstaunt wenn der Tag vorbei war. Dazu dann die privaten Dinge wie Skype-Unterricht und ein Kind das sich so krass tapfer schlägt, aber immer mehr an dem fehlenden sozialen Kontakt zu den Freunden zu knabbern hat. Alle Nerven lagen mittlerweile schneller blank.
Irgendwann waren dann die ersten kleinen Shootings unter „Social Distancing“ möglich. Und der erste Studiobesuch (bei fluppe im Studio Nord) und der nächste Studiobesuch für das kommende Matze Rossi – Album. Ach der Matze. Man sagt mir ja ein kleines bisschen nach, dass ich immer ins Schwärmen gerate bei Matze. Aber am Ende hofft man immer bei Kennenlernen von so Typen, dass sie hoffentlich nicht kacke sind. Bei Matze ist es nun so, dass ich ihn immer mehr ins Herz schließe. Wir kennen uns jetzt seit etwa 10 Jahren und haben schon viel Zeit in Bussen, Hotels, Clubs und sonstwo verbracht. Und es wird tatsächlich immer noch besser. Das bringt mich auch immer wieder dazu mit ganz viel Pathos von „Herzblut und Freundschaft“ zu sprechen. Z.B. bei der eigenen Matze Rossi – Ausstellung in diesem Jahr im Findus Bremerhaven.
Für mich war 2020 auch deshalb besonders, weil sämtliche Hochzeiten verschoben und/abgesagt wurden. Ich habe mir selbst irgendwann ein Limit für Hochzeiten gesetzt. Ich finanziere mir im Grunde diverse Dinge mit Melancholie Maritim mit der Hochzeitsfotografie. Statt aber zu sparen, habe ich 2020 endlich mehr analoge Fotos gemacht und damit auch mehr Geld ausgegeben. Mehr als geplant und mehr als gewollt eigentlich.
Trotzdem hat dieses Jahr auch etwas positives mit mir gemacht. Durch die nun wieder möglichen Portraittermine habe ich nicht nur tolle Leute noch besser kennengelernt (High Five Lara, Marie, Marie, Anne und der ganze Rest vom Fest!), sondern auch mit einigen meiner Lieblingsmusiker Projekte umgesetzt und Fotos gemacht, die ihr 2021 noch an anderer Stelle wiederfinden werdet. Dadurch habe ich mein Feuer für diese Art Fotografie mehr als wiedergefunden.
Außerdem habe ich in diesem Jahr tatsächlich meinen Arsch hochgekriegt und Prints und die ersten zwei Kleinstauflagen von „heartblood & heartbreakers“ verkauft. Das ein glückliches Brautpaar für ihre Bilder zahlen, ist eh klar. Aber das Leute das was ich mache geil finden und sich Prints für die eigene Wand oder das Buch/Magazin für Zuhause vor dem Plattenspieler bestellen, war eine mega schöne Erfahrung.
Ich glaube dieses Jahr hat leider in dieses verdammte kalte Deutschland einen neuen Graben gerissen. Zwar zeigt sich ziemlich deutlich, dass die Menschen die auf Gesundheit, Leben, Gemeinschaft und Solidarität scheißen in weiten Teilen genau die Leute sind, die auch schon seit 2015 im Internet ihren beschissenen Hass rausgekotzt haben, aber es ist zu Bildern gekommen, die ich nie für möglich gehalten hätte. Nazis, die offensichtlich als solche zu erkennen sind, stehen am Rand der Gesellschaft und vertreten ihre eigene Scheiße genau da. Sie haben nichs mit der Mitte der Gesellschaft zu tun. Das ist eigentlich klar. Aber das 2020 auf den Straßen Menschen aus der Mitte der Gesellschaft Seite an Seite mit diesen Demokratiefeinden gehen, hat mich dann doch aus den Socken gehauen. Umso wichtiger sind wir jetzt! In jeder verdammten Unterhaltung, an jedem Tresen der Republik und an jeder bekackten Bushaltestelle müssen wir unseren Mund aufmachen. Es ist wichtig wie nie, zu den Grundwerten zu stehen die uns ausmachen. Und da kommt es nicht ausschließlich auf die Politik an, auf die wir den ganzen Tag so gut schimpfen können, sondern auf die Gesellschaft. Also uns.
Als Fazit zu diesem Jahr bleibt mir zu sagen, dass ich für mich persönlich ziemlich positiv ins nächste Jahr blicke. Ich hoffe auf eine Normalisierung, die ja vielleicht schon ab dem Frühjahr kommt, und auf die endlich wieder einsetzenden Veranstaltungen.
Außerdem werde ich meinen Fokus abseits der Hochzeiten weiter auf die entschleunigten Arbeiten mit meinen lieben Freunden aus dem Musikbereich setzen und weiter an Portraits mit guten Leuten arbeiten.
Das die Musikwelt eine große Solidarität aus der Gesellschaft, nicht aber aus der Politik, erfahren hat, zeigt mir auch wieder, wie gut die Leute um mich rum sind. Da werden alle Eitelkeiten und persönlichen Befindlichkeiten zur Seite geschoben und es wird endlich mal an die Anderen gedacht. Das ist heute ja leider auch nicht mehr so selbstverständlich.
Wir sehen uns also 2020 mit einer Menge guter, neuer Musik (das wird echt gut! Glaubt mir!) und vielen Menschen, die uns gut tun. Bleibt gesund!